Geschichte

Um die Geschichte unseres Stammes zu ergründen, begeben wir uns nun zurück bis zum Ende der 60er Jahre. In dieser Zeit herrschte eine Wohnungsknappheit, die noch immer aus den Verwüstungen des 2ten Weltkrieges resultierte. Gleichzeitig gab es zu dieser Zeit den Trend der Menschen, Eigenheime zu kaufen oder zumindest an den Stadtrand und nicht direkt in die Stadt zu ziehen.

Von diesem Trend war auch unser schönes Freisenbruch, ein Gebiet am Stadtrand von Essen und Bochum, betroffen. Gab es Mitte der 60er Jahre noch kaum Wohnbauten in Freisenbruch, dass mit seinen vielen Feldern und Bauernhöfen eher ländlich anmutete, so wurde Ende der 60er mit dem Bau vieler Wohnungen und Häuser in diesem Gebiet begonnen.

Diese Wohnungen waren natürlich heiß begehrt und langsam kehrte richtig Leben in das beschauliche Freisenbruch ein, denn es waren insbesondere Familien mit Kindern, die die ruhige, jedoch verkehrsgünstige Lage Freisenbruchs schätzten.

Nach einiger Zeit bildete sich eine richtige Gemeinde und daher musste natürlich auch eine Kirche in der Mitte der Gemeinde her. So wurde damals, zu Beginn der 70er Jahre, mit dem Bau der Altfrid Kirche an der Minnesängerstraße begonnen. Anfangs war St. Altfrid natürlich noch keine eigene Pfarrei und gehörte als Seelsorgezentrum zu der bereits bestehenden Gemeinde Herz Jesu. Es entstand auch zunächst der heute vielen bekannte Saal, wo damals noch die Messen abgehalten wurden.

Natürlich benötigte man für diese, nun immer häufiger stattfindenden, Messen auch einige Freiwillige die als Messdiener agierten. Dies war zu damaliger Zeit gar kein Problem, da, wie oben erwähnt, viele Familien mit Kindern, nach Freisenbruch zogen. Es war für viele Jugendliche eine schöne Freizeitbeschäftigung, da bei den Messdienern viel unternommen wurde. Man traf sich untereinander, um Spiele zu spielen, einfach nur zusammenzusein oder auch um am Wochenende Fahrten durchzuführen.

Zur gleichen Zeit, etwa um 1977, beschäftigten sich zwei Jugendliche, die Brüder Ulrich und Michael Hanfstängl, mit der Idee der Pfadfinderei, die von Baden Powell ins Leben gerufen wurde. Sie waren besonders von den pädagogischen Aspekten sehr begeistert, die im Wesentlichen darin bestehen, junge Menschen durch Mitbestimmung und Projektarbeit an die Demokratie heranzuführen und auf das spätere Leben vorzubereiten. Sie sahen durch den hohen Andrang auf die Messdienergruppen eine Chance sich auch mit Ihrer Idee und der daraus resultierenden Schaffung einer neuen Freizeitmöglichkeit , sich ebenfalls in der Gemeinde zu etablieren.

Um dies zu realisieren sprachen die beiden natürlich zunächst einmal ihre Freunde an und erzählten ihnen von ihrem Vorhaben. Schnell ließen sich auch Klaus Bäumer, Thomas Pauly, Michael Baumhove und Siegbert Jendrolik für ihr Vorhaben gewinnen und es konnte mit der Umsetzung begonnen werden. Man bedenke , dass diese „Jungs der ersten Stunde“ alle um die 16 – 18 Jahre alt waren, als sie die Idee hatten einen Pfadfinderstamm zu eröffnen.

Um einen neuen Pfadfinderstamm zu gründen, muss dieser bei der Diozöse angemeldet werden. St. Altfrid konnte nicht direkt als eigener Stamm fungieren, sondern wurde 1978 zunächst als Siedlung des in Essen-Kray angesiedelten Stammes Christopherus gemeldet.

Unser Stamm war geboren!

 

Die ersten Jahre

Schnell sprach sich die Gründung der Siedlung herum und unsere Gründer waren fleißig dabei Mitglieder zu werben. Dies klappte sehr gut, da besonders die vielen Messdiener dazu begeistert werden konnten, sich sowohl an der Pfadfinderarbeit, als auch an der Messdienerarbeit zu beteiligen.

Die Pfadfinderarbeit war jedoch qualitativ besser, da man einmal die Woche Gruppenstunden abhielt, um zu spielen und Projekte gemeinsam durchzuführen und so eine Regelmäßigkeit schaffen konnte. Jeder wollte mitmachen und alle waren gewillt gemeinsam etwas bewirken zu können.

Die nun wöchentlich stattfindenden Gruppenstunden wurden damals noch in der unter dem Saal vorhandene Schreinerei durchgeführt, da die Kirche in ihrer heutigen Form und somit auch die heute bekannten Gruppenräume (Vituskkeller, Minnesängerraum, Annestübchen) noch nicht existierten.

Die erste Gruppe die von unseren 6 Gründern ins Leben gerufen wurde, war eine Jungpfadpfinderrunde (Juffis), welche 1978, direkt nach Gründung, die ersten Gruppenstunden durchführte. Die bereits oben erwähnten „Jungs der ersten Stunde“ waren als Leiter dieser ersten Stufe tätig und schnell schafften sie es, auch jüngere Kinder für den Stamm zu gewinnen und eine Wölflingsmeute zu gründen.

Der Stamm war zu Beginn ein reiner Jungenstamm, ganz einfach aus dem Grund, dass es mehr Jungs als Mädchen in der Gemeinde gab und diese auch leichter für Rollenspiele im Wald und Projektarbeit zu begeistern waren.

Die Leiter nahmen ihr Vorhaben sehr ernst und begannen, die von der DPSG und den Diozösen angebotenen Fortbildungen (Leiterausbildung) zu machen. Die Jugendarbeit in Freisenbruch nahm immer konkretere Forme an und kam richtig in Schwung.

Des Weiteren wurden Autowaschaktionen durch die Pfadfinder organisiert. Diese fanden größtenteils auf dem Parkplatz statt, wo sich heute das von Herrn Preis errichtete Vitushaus befindet. Teilweise bekamen die Pfadfinder auch die Möglichkeit an der heutigen Star Tankstelle (ehemals BP) die Waschanlage zu nutzen und dort ihre Aktionen durchzuführen.

Eine weitere Einnahmequelle stellte der noch heute jedes Jahr im Dezember stattfindende Verkauf von Weihnachtsbäumen dar. Später wurde auch die Durchführung der Altpapier und Altkleider Sammelaktionen komplett auf die Pfadfinder übertragen. Dies ist genau wie damals – neben dem Weihnachtsbaumverkauf – eine der wichtigsten Geldquellen für unseren Stamm.

Ansonsten wurde versucht, über die von der Stadt und vom Land für Jugendfreizeiten gestellten Zuschüsse an Geld zu kommen. Diese wurden jedoch mit der Zeit immer mehr gekürzt und werden es bis heute noch. Es ist somit sehr schwierig allein damit einen Pfadfinderstamm zu bewirtschaften.

Nachdem langsam Geld in die anfangs klamme Kasse des Stammes kam, nahm die Geschichte ihren Lauf. Die ersten Jungpfadfinder wurden älter und es konnte eine Pfadfinderstufe eröffnet werden.

 

Wie es weiterging


Später wurde kurzzeitig ein Mädchenstamm neben dem Jungenstamm gegründet. Dieser hielt sich jedoch nicht sehr lange. Noch etwas später kamen auch die ersten Mädchen zu den Pfadfindern und man begann getrennte Gruppenstunden durchzuführen. Jedoch fuhren diese Gruppen häufig zusammen ins Lager und so entwickelte sich langsam ein gemischter Stamm.

Man hörte auch nie auf aktiv Werbung zu betreiben, um jüngere Kinder für die Pfadfinder zu gewinnen, damit der Nachwuchs den Stamm am Leben hält. Natürlich versuchte man auch immer wieder Leiter oder Rover für den Stamm zu gewinnen, jedoch stellte sich heraus, dass es schwieriger ist ältere Leute für die Pfadfinder zu begeistern als jüngere Leute. Neben dieser Schwierigkeit, die wir auch heute noch verzeichnen können, sind insbesondere Generationenwechsel bei den Leitern immer eine Gefahr für den Stamm.

Daher wurde schon damals versucht Leute in jedem Alter für die Pfadfinder zu begeistern, damit es einen nahtlosen Übergang zwischen den einzelnen Generationen geben kann. Auch heute kämpfen wir noch immer mit diesem Problem und so versuchen auch wir immer noch Kinder jeden Alters für die Pfadfinderei zu begeistern, damit unser Stamm noch viele Jahre am Leben bleibt.

So war es auch wenig verwunderlich, dass bereits 1979, also nicht mal ein Jahr nach der Gründung, bereits das erste Sommerlager anstand. Man nahm an einem Diözesanlager der Jungpfadfinderstufe in England (Wandermere) teil und erlebte drei Wochen, die vom Regen dominiert wurden, jedoch viel Spaß bereiteten und die Gruppe eng zusammenschweißten.

Die Durchführung dieses ersten Sommerlagers hing jedoch größtenteils auch von der Einsatzbereitschaft der Eltern der Juffis ab. Der Stamm besaß weder eigene Zelte, noch Geschirr oder sonstiges Material. Also wurden die Eltern aufgerufen alte Kochtöpfe oder anderes brauchbares Material, welches zuhause nicht mehr benötigt wird, zu spenden, um das Lager realisieren zu können.

Dank tatkräftiger Unterstützung konnte der Stamm sich so langsam einen Materialvorrat aufbauen. Zelte wurden damals jedoch immer bei der Stadt geliehen, da eigene Zelte erst angeschafft werden, wenn Geld in der Stammeskasse käme.

Man machte sich zu der Zeit natürlich Gedanken, wie man zu Geld kommen könne und erkannte, dass die Mitgliedsbeiträge nicht ausreichten, um einen Kassenbestand zu erreichen, mit dem man gut wirtschaften konnte. Also mussten andere Geldquellen her.

Insbesondere Herr Preis (ehemaliger Pfarrer der Gemeinde) fand die Idee der Pfadfinderei sehr gelungen und versuchte den Stamm zu unterstützen, so gut es eben ging. So bekam der Stamm St. Altfrid immer wieder einen Anteil von dem Geld, dass die Gemeinde durch die Durchführung von Altpapier und Altkleider Aktionen sammelte. Außerdem unterstützte Herr Preis sozial schwächere Familien und übernahm z.B. deren Beitrag für ein Sommerlager oder ähnliches.

Das bisher größte Sommerlager der Stammesgeschichte fand 2015 nach einer etwa zweijährigen Vorbereitungszeit in den Vereinigten Staaten statt.

Viele Jahre des guten Wirtschaftens - die Durchführung der Altpapier- und Altkleidersammlung wurde inzwischen gänzlich durch die Pfadfinder übernommen - führten zu einem stetig wachsenden Vorrat an Stammesmaterial. Mit dem Neubau des Haus Vitus, gegenüber der Altfridkirche, bot sich die Gelegenheit, Zelte, Jurten und Co. auf dem Dachboden zu trocknen und dauerhaft zu lagern.

Ende 2015 zwangen die Brandschutzbestimmungen des Haus Vitus die Pfadfinder zum Auszug des Stammesmaterials. Eine Alternative wurde mit der Einlagerung in den Kellerräumen der Kirchengemeinde St. Laurentius in Essen-Steele schnell gefunden.

Zeitgleich bot sich die Gelegenheit einen Gruppenraum in Laurentius zu renovieren und dort Gruppenstunden abzuhalten. Mit den Rovern zog 2016 die erste Stufe nach Laurentius, Steele.